– Warum Run Off ein Thema für alle Lebensversicherer ist –
Alle Lebensversicherungsunternehmen befinden sich großenteils im Run Off. Denn bis auf Teile des Bestands mit dem aktuellen Garantiezins und des fondsgebundenen Geschäfts werden alle übrigen Versicherungsverträge eigentlich nur noch abgewickelt. weil er für den Neuzugang geschlossen ist. Dass z. B. durch Dynamik noch Erhöhungen vorkommen, ändert daran nichts.
Das Lebensversicherungsgeschäft ist kollektiv und zudem von der Gleichbehandlung geprägt. Das heißt, wenn ein Versicherer etwa in renditeträchtigere aber riskantere Kapitalanlagen investieren möchte, dann braucht er dafür – künftig in Solvency II verstärkt – vermehrt teures Eigenkapital. Dies muss er auch für die Kapitalanlagen des Altbestandes stemmen, obwohl er davon im Neugeschäft eigentlich nichts mehr hat. Würde er den Altbestand zur Abwicklung in einem anderen Unternehmen führen oder das bisherige lediglich noch abwickeln und für das Neugeschäft ein neues gründen, wäre die Stellung von Eigenkapital gezielt dafür weit einfacher. Er könnte zudem im Altbestand durch sicherer Kapitalanlagen und Rückversicherung sogar Eigenkapital freisetzen und dann gezielt im neuen Unternehmen einsetzen.
Den Altbestand auf eine spezielle externe Run Off-Plattform zu übertragen ist nur eine Möglichkeit von vielen und nicht immer die beste. Zwar wird dann das Eigenkapital frei und noch ein Kaufpreis erzielt, doch geht auch ein Kostenträger verloren, der für die Neugründung hilfreich sein kann. Wohin auch mit dem teils qualifizierten Personal, bis die Neugründung so gewachsen ist, dass man es wieder benötigen würde?
Das Mitschleppen eines gewaltigen geschlossenen Altbestandes zum Run Off im gleichen Versicherer neben dem Neugeschäft ist zwar üblich, aber Alternativen dazu sollten immer geprüft werden. Und selbst wenn der Altbestand nicht abgetrennt wird, ist das Thema des „Run Off” dieses mitgeführten Bestandes dennoch für jeden Lebensversicherer relevant. Ebenso aber auch für jeden, der sich z. B. als Vermittler mit Lebensversicherungen befasst.
Hier bietet die Arbeit „Run-off in der Lebensversicherung” von Marco Ritter (Hrsg.: Fred Wagner) erschienen in der Reihe Leipziger Masterarbeiten, Band 17 ( 2014) mit 136 Seiten, Preis 32 EUR im Verlag Versicherungswirtschaft eine gute Einführung in die Thematik, die auch als Ebook erhältlich ist (https://www.vvw.de/details.php?p_id=937523ee6a0c1faa25a10277a6538d07 ).
Die anhaltende Niedrigzinsphase zwingt die Lebensversicherer dazu, ihr Geschäftsmodell und ihre künftige Positionierung zu hinterfragen. Die Arbeit gibt einen Einblick in die strategische Entscheidung des Run-offs. Die Ausarbeitung behandelt die Fragestellungen im Zusammenhang eines Run-offs und Handlungsoptionen im Rahmen eines aktiven Run-off-Managements. Zudem wird auch ein auf das Management von geschlossenen Lebensversicherungsbeständen spezialisiertes Geschäftsmodell vorgestellt. Bisher wurde diese Thematik in der Literatur nur in sehr begrenztem Umfang aufbereitet. Der Autor bietet einen Einblick in die komplexe Thematik und liefert eine Grundlage für weitere Diskussionen durch Theoretiker als auch Praktiker der Sparte Lebensversicherung.
Eine Entscheidung zum Run-off bedingt nicht auch gleichzeitig eine Entscheidung, das Neugeschäft einzustellen, sondern nur, eine Trennung vorzunehmen, sinnvollerweise in unterschiedlichen Unternehmen.
Dabei kann z. B. der Altbestand auf einen speziellen Run off-Versicherer übertragen werden, die operative Abwicklung aber per Funktionsausgliederung weiter im eigenen Konzern erfolgen.
Das mit Solvency II eingeführte Aufsichtsrechtssystem verpflichtet die Lebensversicherer dazu, die ihrem Geschäftsmodell einwohnenden Risiken neu zu bewerten und dem angepasst mehr Sicherheitskapital vorzuhalten. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Konzept des Run-Off einen erheblichen Auftrieb. Die neu erschienene Arbeit von Ritter bietet hier eine komprimierte systematische Einführung.
von Dr. Johannes Fiala und Dipl.-Math. Peter A. Schramm
mit freundlicher Genehmigung von
www.experten.de (veröffentlicht am 20.11.2014)
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Über den Autor

PhD, MBA, MM
Dr. Johannes Fiala ist seit mehr als 25 Jahren als Jurist und Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei in München tätig. Er beschäftigt sich unter anderem intensiv mit den Themen Immobilienwirtschaft, Finanzrecht sowie Steuer- und Versicherungsrecht. Die zahlreichen Stationen seines beruflichen Werdegangs ermöglichen es ihm, für seine Mandanten ganzheitlich beratend und im Streitfall juristisch tätig zu werden.
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