Vorausschauend planen

Die gemeinnützige Treuhandstiftung kann eine wirksame Lösung für mittelständische Unternehmer sein – vor allem bei Liquiditätsengpässen und im Erbrecht.
Fast völlig unbemerkt von der gesamten öffentlichkeit steht eine grundlegende Reform der Erbschafts- und Schenkungssteuer in 2007 bevor. Dies gleicht einer Zeitbombe für den gesamten Mittelstand, denn die Details werden erst jetzt Schritt für Schritt der öffentlichkeit bekannt. Fachleute und Steuerexperten etwa vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) konstatieren „So wird der Mittelstand kaputt reformiert“. So soll der Steuerwert für mittelständische Unternehmen bei der Erbschaftsteuer und Unternehmensnachfolge kräftig ansteigen. Das Betriebsvermögen könnte danach steuerlich sogar in Zukunft auseinander dividiert werden in gutes und böses Vermögen. Das so genannte böse Vermögen = unproduktives Vermögen (Barvermögen, Kassenbestand, Bankguthaben, Be teiligungen an Kapitalgesellschaften in der Bilanz) würde dann sofort besteuert werden und dafür ist dann auch sofort Schenkungs- und Erbschaftssteuer fällig. Nach der vorgesehenen Steuerreform wird die Steuerlast bei der übertragung von Firmenvermögen im Rahmen des Generationenwechsels dann fast um das Achtfache steigen. Für das unproduktive Vermögen ist die Steuerlast immerhin fast dreimal so hoch wie die alte Steuer, jedoch für den gesamten Betrieb. Die noch zu verabschiedenden neuen Steuerregelungen treffen eigentlich den gesamten Mittelstand. Sie gelten vor allem für Einzelunternehmen, Perso – nengesellschaften, aber auch für Unternehmer, die zu mindestens 25 Prozent an der eigenen GmbH oder AG beteiligt sind. Die neue Abgeltungssteuer auf Zinserträge tut dann noch ein übriges. Sie war ursprünglich ebenfalls für 2007 geplant, wurde aber aufgrund der Unternehmenssteuerreform, verschoben. Nun wird sie im Jahr 2009 in Kraft treten. Die Abgeltungssteuer wird wahrscheinlich zu Beginn bei 25 Prozent liegen. Aus diesen Gründen sind intelligente Lösungen gefragt, die vor allem dem Mittelständler für das eigene Unternehmen, aber auch für den Privatbereich entscheidende gesetzlich fundierte Gestaltungsspielräume erlauben. Dies führt automatisch zu einem in der öffentlichkeit wenig bekannten Mittel – die gemeinnützige Stiftung, die zudem besonders von der Bundesregierung mit erheblichen Steuervergünstigungen gefördert wird. Diese legale Möglichkeit, sinnvolles Handeln für den gemeinnützigen Zweck zu verbinden mit vorteilhaften gesetzlichen Steuerprivilegien, nutzten bisher vor allem Großkonzerne, aber mittlerweile auch sehr gut verdienende Sportler und Prominente in Deutschland, die von Top-Beratern im Steuer- und Stiftungsrecht betreut werden. Der eigene Steuerberater ist oftmals auf diesen Spezialgebiet nicht ausgebildet und verweist deshalb in der regel – auch aus Haftungsgründen – erst mal auf das Nichtstun. Ein eklatanter Fehler, da vor allem Mittelständler von der Einrichtung einer gemeinnützigen Stiftung enorm profi – tieren könnten. Gerade für geschäftsführende Gesellschafter mittelständischer Unternehmen (GmbH), aber auch für Inhaber von Personengesellschaften, ärzte, Apotheker ist die gemeinnützige Treuhandstiftung unter anderem als optimale Problemlösung zu sehen. Gesellschafter mittelständischer Firmen können ihre Unternehmensanteile – in unserem Beispiel Beteiligungen an einer GmbH – in die eigene gemeinnützige Treuhand-Stiftung überführen. Dabei ist darauf zu achten, dass diese Beteiligungen steuerlich gesehen, dem Privatvermögen des Firmeninhabers zugeordnet sind: Denn bei so genannten Betriebsaufspaltungen oder Konzernstrukturen werden die Unternehmensanteile steuerlich betrachtet dem Betriebsvermögen zugerechnet. Der Wert, der in die gemeinnützige Stiftung eingebrachten GmbH-Anteile stellt bis zu gewissen Höchstgrenzen (siehe Tabelle; Steuern und gemeinnützige Stiftung). Sonderausgaben in der Einkommensteuererklärung des Stifters dar: So genießt der Unternehmer je nach Bewertung der Unternehmensbeteiligungen und Einkommenssituation beträchtliche Steuerrückfl üsse. Selbstverständlich können neben GmbH-Anteilen auch andere bewertbare Vermögensgegenstände wie beispielsweise Antiquitäten, Kunst, Immobilien aus dem Privatvermögen steuerwirksam in die Stiftung ausgegliedert werden. Die dadurch gewonnene zusätzliche Liquidität kann vielfältig genutzt werden. Für viele Unternehmer stellen diese Steuererstattungen eine Art Rettungsanker dar, der bilanzielle Schiefl agen bezüglich der Pensionszusage ausgleichen kann, so die Experten. Was ist damit gemeint? Viele Unternehmer stellen derzeit bei der überprüfung ihrer Pensionszusagen mit Erschrecken fest, dass das Rückdeckungskapital ihrer Pensionszusage bei weitem nicht ausreicht, eines Tages die Betriebsrenten fi nanzieren zu können. Der Grund hierfür ist in sehr vielen Fällen darin zu sehen, dass zahlreiche deutsche Kapitallebensversicherungen, die als Rückdeckung für die Pensionszusage dienen, zu wenig Rendite in der Vergangenheit erwirtschaftet haben. Der Sündenbock ist der mittelständische Unternehmer, der von den zuständigen Versicherungsgesellschaften außer leeren Worthülsen keine fi nanziellen Hilfen zu erwarten hat. Bei Betriebsprüfungen der zuständigen Finanzbehörden kann das fehlende Rückdeckungskapital dazu führen, dass die gebildeten Pensionsrückstellungen ganz oder teilweise Gewinn erhöhend aufgelöst werden müssen. Für viele Firmeninhaber würde dies im Ernstfall häufi g den Gang zum Konkursrichter bedeuten, gibt Andreas M. Bosl vom MBD zu verstehen. In diesem Zusammenhang ist die aufgrund der Stiftungserrichtung beim Unternehmer privat gewonnene Liquidität eine willkommene Gelegenheit, im Rahmen einer Kapitaleinlage fehlendes Pensionskapital für die GmbH zu erbringen. Empfehlenswert erscheint es bei der übertragung von GmbHAnteilen auf eine gemeinnützige Treuhandstiftung, die Stimmrechte auf wenige im Privatbesitz des Unternehmers verbleibende Anteile zu konzentrieren oder sogar auf eine separate Institution zu übertragen. Auf diese Weise übt der clevere Unternehmer weiterhin sein volles Stimmrecht auf der Gesellschafterversammlung der GmbH aus und genießt gleichzeitig die Vorzüge der steuerbegünstigten Vermögensverwaltung der Stiftung: Die der Stiftung zufl ießenden Gewinnausschüttungen der GmbH sind innerhalb der Stiftung steuerfrei. Ein Verkauf der GmbH-Anteile über die Treuhandstiftung ist jederzeit möglich; der Veräußerungserlös ist innerhalb der gemeinnützigen Stiftung steuerbegünstigt. Für unzählige mittelständische Unternehmen stellt die beschriebene Konstruktion eine Möglichkeit dar, das Nachfol- Es bietet sich an, dass der Firmeninhaber selbst einem geeigneten Fremdgeschäftsführer die laufenden Geschäfte ab einem bestimmten Zeitpunkt überträgt. Danach kann sich der mittelständische Unternehmer beruhigt aus der aktiven Geschäftstätigkeit seiner GmbH zurückziehen, ohne befürchten zu müssen, dass sein Lebenswerk von gierigen Käufern (Heuschrecken) zerschlagen oder anderweitig missbraucht wird. Er hat aufgrund seiner Mehrheitsverhältnisse in der Gesellschafterversammlung weiterhin einen entscheidenden Einfl uss auf das Unternehmensgeschehen. über spezielle Verfügungen kann der Unternehmer zu Lebzeiten fest legen, wie im Ablebensfall die GmbH weitergeführt werden soll. Der Stifter kann bei der Errichtung der gemeinnützigen Treuhandstiftung bis zu 307.000 Euro als Sonderausgaben steuermindernd in seiner Einkommenssteuererklärung nutzen. Dieser Gründungshöchstbetrag von 307.000 Euro kann sogleich als Ganzes angesetzt werden oder über einen Zeitraum von bis zehn Jahren verteilt werden (§ 10b Abs. 1 a Einkommensteuergesetz) Neben dem Gründungshöchstbetrag steht für gemein- nützige Stiftungen ein weiterer Sonderausgabenabzug von bis zu 20.450 Euro jährlich dem Stifter zur Verfügung. Dabei ist es unerheblich, ob die Zuwendung als so genannte Zustiftung in das Grundstockvermögen erfolgt oder als Spende. Ehegatten dürfen jetzt sogar den doppelten Betrag geltend machen. Einzige Voraussetzung: Sie lassen sich bei der Einkommensteuer zusammen veranlagen: So steht es in einer Anweisung des Bayerischen Landesamts für Steuern (gilt bundesweit; Aktenzeichen S 2223 -15 St 32/St 33). Hinzu kommen weitere 40.900 Euro Steuerabzug – und zwar als „zusätzlicher Abzugshöchstbetrag“. Neben den Vorteilen hinsichtlich der Einkommensteuer unterliegt die übertragung des Vermögens auf eine gemeinnützige Stiftung weder der Schenkungs- noch der Erbschaftssteuer (13 Abs. 1 Nr. 16 b Erbschaftssteuergesetz). Weiterhin können Spenden und Zustiftungen bis zur Höhe von 5 Prozent des Gesamtbetrages der Einkünfte des Stifters dessen steuerpfl ichtiges Einkommen reduzieren. Bei wissenschaftlichen, mildtätigen oder als besonders förderungswürdig anerkannten kulturellen Zwecken erhöht sich dieser Betrag um 5 auf 10 Prozent des Gesamtbetrages der Einkünfte.
Kontakt Johannes Fiala Fiala, Freisleben & Weber, Tel.: 089/17909035 80639 München Internet: www.fi ala.de Frank M. Strobelt Gesellschaft für Stiftungsförderung (GfS) 80538 München Internet: www.stifter.org
(campingimpulse 2/2007, 26)
Mit freundlicher Genehmigung vonhttp://www.campingimpulse.de/>www.campingimpulse.de.

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Über den Autor

Dr. Johannes Fiala Dr. Johannes Fiala
PhD, MBA, MM

Dr. Johannes Fiala ist seit mehr als 25 Jahren als Jurist und Rechts­anwalt mit eigener Kanzlei in München tätig. Er beschäftigt sich unter anderem intensiv mit den Themen Immobilien­wirtschaft, Finanz­recht sowie Steuer- und Versicherungs­recht. Die zahl­reichen Stationen seines beruf­lichen Werde­gangs ermöglichen es ihm, für seine Mandanten ganz­heitlich beratend und im Streit­fall juristisch tätig zu werden.
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